Reisebericht

NABU Seminarreise zu den englischen Naturschutzzentren

18. – 23. Juni 2012

 

 

Montag, 18. Juni:         Unsere Reisegruppe, bestehend aus 31 Menschen, startete früh morgens unter der Leitung von Charlotte Blum (Koordinatorin Mitgliedergewinnung, Bundesverband) und England-Kenner Rüdiger Wohlers (NABU Oldenburg) ab Oldenburg über Bremen und Duisburg. Mit der Autofähre ging es innerhalb 90 Minuten von Calais (Frankreich) aus nach Dover, Kent. Nach dem Check-in im Ashford International klang der Anreisetag mit Abendessen aus.

 

Dienstag, 19. Juni:       Unser 1. „richtiges“ Programm startete im Besucherzentrum der RSPB (Royal Society for the Protection of Birds = Königliche Gesellschaft zum Schutz der Vögel) in Minsmere, Suffolk. Empfangen wurden wir von Centermanager Tim Rose und Louise Gregory. Nach einer kleinen Einführung und einer Stärkung am Mittag hatten wir über 2 Stunden Freizeit, um das Besucherzentrum und das umliegende Gelände zu erkunden.

 

                                    Es fiel auf, dass die Besucherlenkung gleich ab dem Parkplatz losgeht. Holzschilder und bunte, in Bodennähe angebrachte Tafeln weisen Besuchern, Radfahrern und auch gehandicapten Besuchern die richtigen Wege. Im Zentrum selbst wird man von zumeist Freiwilligen sehr freundlich empfangen und ggf. informiert.

 

Bevor wir uns in kleinen Splittergruppen verteilten, zeigte uns Lou einen Teil des Geländes u. a. das Gelände für Kinder/Familien, wo der Nachwuchs beispielsweise Hütten bauen und diversen Vogelstimmen lauschen kann. Des Weiteren sind in der Nähe auch Ferngläser angebracht. Beim Ausprobieren entdeckten wir auch gleich eine Hirschkuh. Einige aus der Gruppe dachten zuerst, sie befände sich in einem Gatter, aber nein, dort sind alle Lebewesen wild!

 

                                    Beim Rundgang gab es viel zu entdecken; von der Besucherterrasse aus läuft man an Uferwänden (Schwalbenbrut) und Teichen vorbei bis zur Nordsee. Man kann verschiedene Wege nehmen, die alle wieder zurück zum Zentrum führen. Verschiedene Beobachtungshütten stehen den Besuchern zur Auswahl. Zu beobachten gibt es vieles: verschiedene Möwen- und Entenarten, Schwäne und sogar eine Herde polnische Konikponys. Auf dem Rückweg entdeckten wir auch noch eine Blindschleiche und einen Kiebitz mit einem Küken.

 

                                    Direkt am Besucherzentrum gibt es natürlich auch was zu sehen: Jagdfasane, Elstern, Kaninchen und mit Glück sogar Ameisenlöwen! Da direkt neben der Terrasse Futterspender hängen kommt man hier vielen Vögeln recht nah: Buchfink, Kohlmeise, Rotkehlchen, Distelfink, ... und sogar einem amerikanischen Einwanderer, dem Grauhörnchen.

 

Zum Abschluss unseres 1. Aufenthalts in Minsmere erkundeten wir auch den Shop: hier gibt es so ziemlich alles, was der Herz des Naturfreundes begehrt: Bücher, Ferngläser, Spektive, Haushaltswaren und Textilien, Schreibwaren ... bis hin zum Vogelfutter, was man sich selbst zusammenstellen kann. Und immer der Hinweis, dass der Erlös zu 100% in den Naturschutz geht.

 

In eine extra Spendenkasse wandert das Geld für die Pins. Die RSPB verkauft in ihren Shops auch Ansteckpins für jeweils 1 Pfund von den unterschiedlichsten Tierarten: Vögel, Meerestiere, Säugetiere ... man hat eine Riesenauswahl, bei der ich auch nicht widerstehen konnte!

 

Am späten Nachmittag ging es für uns dann zum Hotel.

 

Mittwoch, 20. Juni:      Heute Vormittag war noch mal ein zweistündiger Aufenthalt in Minsmere geplant. Tim und Lou stellten das Besucherzentrum noch mal in einer Präsentation vor; jeder von uns bekam dazu eine Infomappe inkl. der Geschichte von Minsmere (das Reservat entstand 1947 und entwickelte sich in den nachfolgenden Jahrzehnten immer weiter), einem Reservatsführer und einem Aufkleber. Währenddessen gab es auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zum Abschluss gab es noch Lunchpakete! Charlotte überreichte Tim und Lou zum Abschied noch u. a. den „Wolf im Schafspelz“ des NABU. Die beiden verabschiedeten uns direkt am Bus und wir setzten unsere Fahrt fort.

 

                                    Unser nächstes Ziel erreichten wir dreieinhalb Stunden später: „The Lodge“ in Sandy, Bedfordshire, das Hauptquartier der RSPB. Eine komplett andere Umgebung: viel Wald, ähnelt einem Park. Bevor es zur Präsentation ging, erkundeten wir auch hier den Shop und stärkten uns. Gleich am Parkautomaten fiel etwas auf: Mitglieder dürfen dank ihres Ausweis frei parken, Nicht-Mitglieder zahlen eine Parkgebühr.

                                    Vor dem Shop hängen auch Futterspender, wo man bei unserer Ankunft Grünfink, Distelfink, Ringeltaube und Grauhörnchen beobachten konnte.

 

                                    Im Haupthaus begrüßte uns Norbert Schneider (laut eigener Aussage kein „richtiger“ Deutscher, sondern Bajuvare ;-), danach stellte uns Ali Smith, Marketing Managerin, die RSPB genauer in einer Präsentation vor.

Die RSPB wurde 1889 gegründet, bestehend aus einem Team von 9 Menschen. Heute Europas größte Organisation zum Schutz von Vögeln. Damaliger Gründungszweck war, die Verwendung von Federn des Haubentauchers in der Mode zu stoppen. Die Federn wurden als Hutschmuck verarbeitet wodurch der Vogel vorm Aussterben stand.

Der Säbelschnäbler ziert das Logo der RSPB; der Vogel wurde 1940 im UK wieder eingeführt, nachdem er dort ausgestorben war.

 

Hier einige Fakten:

 

-          Heute hat die RSPB nahezu 1,1 Millionen Mitglieder

-          Über 1.300 Festangestellte und ca. 18.000 Freiwillige

-          Die Mitglieder zahlen Beiträge, wie es ihr Monatsgehalt erlaubt

-          Durchschnittsalter der Mitglieder beträgt 45+

-          200 Naturreservate verteilen sich auf ca. 130.000 Hektar

-          die RSPB informiert beispielsweise auf Veranstaltungen, in Universitäten und sogar auf Musikfestivals!

-          Lokales Netzwerk mit 175 Gruppen und mehr als 110 Jugendgruppen

-          116 Partner auf der Welt inkl. Deutschland

-          englische Herangehensweise: Alle 8 Jahre startet die RSPB eine neue Kampagne; die Kampagne von 2012 – 2020 lautet „Saving Nature“

-          Die Menschen werden freundlich dazu eingeladen, sich an der Natur zu erfreuen, beispielsweise gibt es Projekte wie „Days with Nature“ (Tage in der Natur) oder – für Kinder – „Welly-wagging“ (= Gummistiefelweitwurf)

-          Die RSPB unterliegt einer „Corporate Idendity“, die von den Freiwilligen und Mitarbeitern mit Begeisterung vertreten wird. Die Kleidung der Mitarbeiter und auch die Produkte aus den Shops enthalten beispielsweise IMMER das Logo

-          Gelder geht direkt vom Headquarter aus an die einzelnen Gruppen

-          Die RSPB produziert Natur und lässt Natur auch Natur sein, denn Lebensraum und biologische Vielfalt sind wichtig!

 

Nach der Präsentation unternahmen wir noch einen Spaziergang über das parkähnliche Gelände bevor wir die Rückfahrt zum nächsten Hotel antraten.

 

 

 

 

Donnerstag, 21. Juni:   Heute morgen sollte es – eigentlich - zu einem weiteren Besuch der RSPB in Rainham kommen. Daraus wurde aber nichts, da wir versehentlich im falschen Rainham landeten!

 

Charlotte, Rüdiger und Klaus-Henning Groth (Bundesverband) berieten sich kurz und kamen zu der Annahme, dass dieser Besuch auf Grund mangelnder Zeit keinen Sinn mehr machen würde. Also fuhren wir nach einer kurzen Pause zu unserem weiteren Ziel des Tages, nach Chartwell Mansion, Kent.

 

                                    Chartwell Mansion war ursprünglich das zeitweilige Zuhause von England’s Premierminister Sir Winston Churchill (1874 – 1965) und gehört heute dem National Trust for Places of historic Interest or Natural Beauty (= Nationale Treuhandschaft für Orte von historischem Interesse oder von Naturschönheit), abgekürzt National Trust, einer gemeinnützigen Organisation.

                                    Dem National Trust gehören heute rund 200 Gebäude und Gärten, Kirchen, Kunst- und Waffensammlungen, einige Pubs und 2.550 km² Land. Darunter auch Häuser vom Berühmtheiten wie Agatha Christie, John Lennon und Paul McCartney.

 

Rund fünf Stunden Zeit waren uns vergönnt, dieses großzügige Gelände mit dem zweistöckigen Landhaus, seinem weitflächigen Garten inkl. Teich, Kräutergarten und Lady Churchill’s berühmtem Rosengarten zu besichtigen. Das Landhaus ist heute ein Museum und ist wie zu Churchill’s Lebenszeit eingerichtet. Leider waren Fotoaufnahmen nicht gestattet.

                                    Genau wie die RSPB unterhält auch der National Trust Shop’s, in denen man nicht nur Bücher, Textilien und Grußkarten erwerben kann, sondern auch Marmeladen, Honig, Wein u. a.

                                   

                                    Am Abend ging es für uns wieder zum Ashford International, wo wir die letzten beiden Übernachtungen verbrachten.

 

 

Freitag, 22. Juni:          Der letzte Tag unserer Seminarreise führte uns vormittags zur RSPB nach Pulborough, Sussex. Hier erwartete uns Paul Spiers, der uns 2 Stunden lang durch das Reservat führte. Dieses besteht hier größtenteils aus offener Wiesen- und Buschlandschaft sowie Wald. Wir bekamen u. a. Kanadagänse, Reiher, Schwäne und Damwild zu Gesicht; einige von uns entdeckten sogar eine Kreuzotter.

                                    Nach der Führung nahmen wir noch eine kleine Mahlzeit im Café ein bevor wir uns auf den Weg nach Sissinghurst Castle, Kent, machten.

 

                                    Sissinghurst Castle gehört wiederum zum National Trust. Das Schloss ist von einem Garten umgeben, der allerdings nicht ganz so groß ist wie das Chartwell Gelände. Gruppenweise teilten wir uns wieder auf, um dieses Gartenparadies zu erkunden.

Vor der Rückfahrt nach Ashford kauften einige von uns auch noch im Shop ein oder besuchten das Café. Die Shops des National Trust weisen eine ähnliche Vielfalt auf wie die der RSPB: Heimtextilien, Lebensmittel, Haushalt, Geschenke wie Schmuck, Karten usw. kann man hier auch erwerben.

 

 

Samstag, 23. Juni:       Früh um 7:30 Uhr brachen wir auf nach Dover, wo wir unsere Fähre zurück nach Calais nahmen.

Mit Wehmut blickten wir zurück auf das, was wir gesehen und erlebt hatten. Und ich bin mir sicher, das viele der Eindrücke für den Naturschutzbund eingesetzt werden können UND auch werden; beispielsweise was die Besucherlenkung angeht.

 

Unsere englischen Kollegen zeigten sich aufgeschlossen und als sehr gute Gastgeber.

 

Laut Charlotte sollen auch in Zukunft diese „Starkmacher“-Reisen veranstaltet werden, damit auch andere NABU Mitglieder Einblicke in die Arbeit unserer internationalen Partner bekommen! Sie hält uns Teilnehmer auch weiterhin auf dem Laufenden.

 

 

                      

Daniela Schwarzer                  NABU NABU Fronhausen/Lahn e.V.

 

 

 

 

 

LINKS:                                     www.rspb.co.uk

                                              

                                               www.nationaltrust.org.uk